Pressemitteilung: neue Publikation Cranach und die Fürsten ein Gespräch mit Prof. Dr. Manuel Teget-Welz
Anlässlich der Buchveröffentlichung Cranach und die Fürsten sprachen wir mit Prof. Dr. Manuel Teget-Welz, Mitherausgeber und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Wege zu Cranach.
Wege zu Cranach: Warum erscheint Cranach und die Fürsten gerade jetzt?
Prof. Dr. Manuel Teget-Welz: Vor 500 Jahren starb Cranachs erster Dienstherr, Friedrich der Weise. Für ihn arbeitete Cranach ab etwa 1505 als kursächsischer Hofmaler. Dieses runde Jubiläum nimmt Wege zu Cranach zum Anlass, die Reihe Cranach und …, die 2017 mit Cranach und Luther begann, fortzusetzen.
Wege zu Cranach: Was erwartet die Leserinnen und Leser in Cranach und die Fürsten?
Prof. Dr. Manuel Teget-Welz: Die Leserinnen und Leser erwartet eine spannende Reise zu den Kooperationsorten der Wege zu Cranach. An jedem dieser Orte befindet sich mindestens ein bedeutendes Werk, das mit Cranach und Friedrich dem Weisen in Verbindung steht – aber auch mit weiteren Dienstherren oder anderen Vertretern der Reichselite, für die Cranach gearbeitet hat. Diese Personen und ihre Rolle werden in Cranach und die Fürsten gezielt in den Mittelpunkt gestellt.
Wege zu Cranach: Was sind die wichtigsten Erkenntnisse im Hinblick auf den Kurfürsten und seinen Maler?
Prof. Dr. Manuel Teget-Welz: Deutlich wird, wie facettenreich und vielseitig Cranach für Friedrich den Weisen gearbeitet hat – und wie enorm viel er für ihn geschaffen hat. Gleichzeitig zeigt sich aber auch, dass Cranach darüber hinaus ein gefragter Künstler für weitere Mitglieder der Reichselite war, etwa für Kardinal Albrecht von Brandenburg.
Wege zu Cranach: In welchem Kontext und auf welche Weise hat der Maler seinen Kurfürsten dargestellt?
Prof. Dr. Manuel Teget-Welz: Cranach hat eine kontinuierliche PR-Kampagne für seinen Kurfürsten betrieben. Er überwachte die öffentliche Darstellung Friedrichs des Weisen gattungsübergreifend: vor allem die Tafelbilder, welche er vorrangig selbst anfertigte, aber auch die Druckgrafiken und die Gestaltung von Münzen. Dabei wurde das Bild des Kurfürsten immer wieder aktualisiert – etwa durch Anpassungen in Kleidung und Haltung oder auch in der Physiognomie.
Wege zu Cranach: Wie nutzte Cranach seine Kunst in der PR-Kampagne für Friedrich den Weisen und dessen Nachfolger?
Prof. Dr. Manuel Teget-Welz: Beeindruckend ist die Quantität, zum Beispiel an Diptychen mit den Porträts der Kurfürsten Friedrich des Weisen und Johann des Beständigen die Cranach produziert hat. Solche Werke wurden zu Propagandazwecken weit verbreitet. Man weiß zum Beispiel von einem Triptychon mit Friedrich dem Weisen, Johann dem Beständigen und Johann Friedrich im Nürnberger Rathaus. Das zeigt, wie konsequent und im großen Stil Cranach an einer langfristigen Imagekampagne für Friedrich den Weisen gearbeitet hat – ähnlich übrigens wie für Martin Luther, den er ebenfalls über Jahre hinweg gattungsübergreifend immer wieder neu ins Bild gesetzt hat.
Wege zu Cranach: Wie war das Verhältnis zwischen Friedrich dem Weisen und seinem Hofmaler?
Prof. Dr. Manuel Teget-Welz: Das wüsste man natürlich gern im Detail – aber es lässt sich mit Sicherheit sagen, dass Friedrich der Weise seinen Hofmaler Cranach sehr geschätzt hat. Vor allem als zuverlässigen Produzenten von Werken, die er auch als diplomatische Geschenke einsetzte, und eben als Gestalter seiner Imagekampagne. Cranach übernahm eine Vielzahl an Aufgaben im Dienst des Kurfürsten – bis hin zur Mitwirkung an der Fertigung der Gräber in der Wittenberger Schlosskirche. Die Verlässlichkeit Cranachs dürfte einer der Gründe gewesen sein, warum er so großes Vertrauen genoss. Und das nicht nur bei Friedrich dem Weisen: Auch die beiden nachfolgenden Generationen der Wittenberger Kurfürsten wollten Cranach unbedingt am Hof halten und setzten die enge Zusammenarbeit mit ihm fort.
Wege zu Cranach: Welche stilistischen Entwicklungen lassen sich bei Cranach im Dienste der Fürsten beobachten?
Prof. Dr. Manuel Teget-Welz: In den ersten Jahren in Wittenberg – bis etwa 1510 – lässt sich ein klar erkennbarer individueller Künstlerstil beobachten, der ganz wesentlich von Cranach selbst geprägt und gepflegt wurde. In den Jahren danach entwickelt sich dann ein typischer Werkstattstil, den er systematisch ausbildet. Bemerkenswert ist, dass es ihm gelingt, trotz eines großen Mitarbeiterstabs ein durchgängig hohes künstlerisches Niveau zu halten – ohne erkennbare Qualitätsschwankungen. Seine Werke bleiben stets wiedererkennbar. Und genau das machte Cranach so attraktiv: Wenn man bei ihm ein Werk in Auftrag gab, wusste man genau, was man bekommt.
Wege zu Cranach: Welche Werke zählen zu den Highlights in Cranach und die Fürsten – und weshalb?
Prof. Dr. Manuel Teget-Welz: Im Prinzip hat jedes Werk allein schon durch seinen historischen Kontext eine wirklich spannende Geschichte zu erzählen. Mein persönliches Highlight ist der Dessauer Fürstenaltar. Ich bin erst kürzlich extra noch einmal hingefahren, um ihn mir anzusehen – und war erneut begeistert. Die malerische Qualität ist einfach beeindruckend und zeigt Cranach auf Augenhöhe mit den großen Renaissance-Malern seiner Zeit.
Wege zu Cranach: Welche persönliche Erkenntnis nehmen Sie als Herausgeber mit?
Prof. Dr. Manuel Teget-Welz: Was ich besonders spannend finde, ist, dass auch Cranach der Jüngere – obwohl er nicht mehr kursächsischer Hofmaler war – bei der Reichselite weiterhin sehr gefragt war, zum Beispiel bei den Askaniern. Bemerkenswert ist außerdem sein persönlicher Kontakt zu Kurfürst August von Sachsen, den wir aus Briefquellen belegen können. Die Wittenberger Werkstatt der Cranachs hat also auch in der zweiten Generation keineswegs an Bedeutung verloren.
Wege zu Cranach: Wie blicken Sie auf die Zusammenarbeit im Team – und gibt es schon Pläne für eine Fortsetzung?
Prof. Dr. Manuel Teget-Welz: Es hat mir große Freude bereitet, gemeinsam mit dem tollen Team von Wege zu Cranach an diesem Buch zu arbeiten. Ich bin überzeugt, dass es das Interesse an Cranach weiter fördert – auch bei Menschen, die bisher noch keinen vertieften Zugang zu seinem Werk hatten. Genau das ist das Ziel: Neugier zu wecken und eine intensivere Auseinandersetzung zu ermöglichen.
Ich würde mir sehr wünschen, dass wir als Team weitermachen und die Reihe Cranach und … in absehbarer Zeit fortsetzen können. Es gibt noch viele spannende Querschnittsthemen, die die beteiligten Kooperationsorte von Wege zu Cranach miteinander verbindet – und die zu einer gemeinsamen Rundreise durch die Partnerstädte rund um Cranach einladen.
Prof. Dr. Manuel Teget-Welz, wiss. Mitarbeiter, FAU/Institut für Kunstgeschichte, Erlangen-Nürnberg und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats der Wege zu Cranach
Cranach und die Fürsten
Hrsg. Stefanie Knöll, Thomas Schauerte, Manuel Teget-Welz, Elke Anna Werner
Michael Imhof Verlag
ISBN: 978-3-7319-1495-2
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Dr. Kerstin Löw
Geschäftsstelle „Wege zu Cranach“
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