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Pressemitteilung: Workshop der Wege zu Cranach zu einem wichtigen Thema

13.12.2024

Workshop der Wege zu Cranach zu einem wichtigen Thema

Nürnberg. Der Städteverbund „Wege zu Cranach“ zeichnet sich nicht nur dadurch aus, dass er die Kunst Cranachs in vierzehn Orten seines Wirkens kulturtouristisch voranbringen will, er widmet sich mit seinem Gremium des wissenschaftlichen Beirates auch der Cranach-Forschung. So hat seine Vorsitzende, Professorin Dr. Elke Anna Werner, jüngst zusammen mit dem Germanischen Nationalmuseum, selbst Mitglied in unserem Städteverbund, zu einem Workshop nach Nürnberg eingeladen, dessen Thema angesichts jüngster Ereignisse an Aktualität gewonnen hat: nämlich die Judenfeindlichkeit in der Kunst der Frühen Neuzeit samt der damit verbundenen Herausforderungen für die museale Präsentation.

Letztere konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Workshops bei einer Führung durch das Germanische Nationalmuseum vor Ort diskutieren. Denn mit mehreren jüdischen Grabsteinen und einem Konvolut von Silberarbeiten aus jüdischem Besitz sowie judenfeindlichen Darstellungen auf mehreren mittelalterlichen Gemälden stellen sich für das große Nürnberger Museum aktuelle Fragen der richtigen Kontextualisierung dieser Objekte. Dr. Benno Baumbauer, Leiter der Sammlung Malerei bis 1800 und Glasmalerei des Germanischen Nationalmuseums, führte den Cranach-Expertenkreis durch die Sammlung und stellte erste Überlegungen zur Neupräsentation dieser Objekte zur Diskussion.

Neben einer weiteren Führung zur jüdischen Geschichte rund um die Pfarrkirche St. Sebald in Nürnberg durch Pfarrer Dr. Martin Brons, verbunden mit einem Einblick in die Ausstellung „Stein & Tür“, die seit 2022 im Pfarrhof von St. Sebald gezeigt wird, gab es mehrere Fachvorträge. So referierte Dr. Axel Töllner (u.a. Beauftragter für den christlich-jüdischen Dialog in der evangelischen Kirche Bayerns) zur Frage antijüdischer Einstellungen bei Martin Luther und Lucas Cranach dem Älteren. Hat sich Luther in verschiedenen Schriften, gerade in seinen späteren Lebensjahren, judenfeindlich geäußert, so wurde von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern kontrovers diskutiert, inwiefern die von Cranach verwendeten Chiffren zur Darstellung etwa der Judasfigur eindeutig als Ausdruck einer judenfeindlichen Haltung zu verstehen seien.

Ein weiterer Vortrag von Meyrav Levy M.A. (Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern) spannte den Bogen zur innerjüdischen Reaktion auf die frühneuzeitlichen Lebensumstände und fasste diese unter die drei Oberbegriffe „Anpassung, Verteidigung, Rachefantasien“. Abgerundet wurde das Workshop-Programm durch einen Vortrag von Dr. Marlies Schmidt (Lutherstadt Wittenberg), die antisemitische kuratorische Inszenierungen bei der Großen Deutschen Kunstausstellung 1937 in München vorstellte.

Immer wieder deutlich wurde im Verlauf der Diskussion – und so fasste dies Elke Anna Werner zum Schluss auch noch einmal zusammen –, dass die antijüdischen Konnotationen von Kunstwerken in Kirchen, Sammlungen oder gar im öffentlichen Raum einer besonderen Betrachtungsweise und wissenschaftlichen Einordnung bedürfen. Die Art und Weise der Präsentation bleibt dabei eine Herausforderung, die wohl überlegt sein, aber offen (auch transparent?) kommuniziert werden muss.

Kontakt
Dr. Kerstin Löw
Geschäftsstelle „Wege zu Cranach“
Tourismus- und Veranstaltungsbetrieb der Stadt Kronach
Marktplatz 5, 96317 Kronach
Tel. +49 9261 97319 / Fax +49 9261 97310
kerstin.loew@stadt-kronach.de