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Pressemitteilung: Die Cranach-Sammlung in Gotha und eine Rückkehr/ Wissenschaftlicher Beirat der Wege zu Cranach tagt in Schloss Friedenstein

Die Friedenstein Stiftung Gotha verfügt über eine beeindruckende Sammlung von Cranach-Werken, und eines davon besticht nicht nur durch seine Qualität, sondern auch durch eine spektakuläre Geschichte, die jüngst deutschlandweit für Schlagzeilen gesorgt hat.

Es handelt sich um „Salome mit Johannesschüssel“, eine Cranach-Tafel, die vor 90 Jahren in den Kunsthandel als vermeintlich minderwertiges Werk abgegeben wurde. Dort wurde es aus Gründen der Preissteigerung in zwei Teile zersägt, und während man den unteren Teil des Gemäldes, den vermeintlich unansehnlichen Johanneskopf an die Stiftung Friedenstein zurückgab, verkaufte man den oberen Teil - jetzt als Bildnis einer Prinzessin.

Vor kurzem gelang es, in einer gemeinsamen Anstrengung das Frauenbildnis für die Gothaer Sammlung zurückzukaufen, und nun stellt sich natürlich die Frage, wie man mit diesem schwerwiegenden Eingriff in ein Cranach-Original fachgerecht umgeht, zumal die obere Tafelhälfte nach der gewaltsamen Trennung noch weitere menschengemachte Veränderungen erleiden musste.

Zu genau diesem Fragenkomplex hat Direktor Dr. Timo Trümper den wissenschaftlichen Beirat der Wege zu Cranach und weitere Cranach-Experten nach Gotha eingeladen. Zusammen mit der Vorsitzenden des wissenschaftlichen Beirates Frau Prof. Dr. Elke Anna Werner (Direktorin der Kunstmuseen Erfurt) diskutierte man unter dem Motto „Die Cranach-Sammlung in Gotha und eine Rückkehr“ in einem intensiven Austausch darüber, ob die Wiederherstellung des ursprünglichen Zustandes des Gemäldes und damit die ursprüngliche Intention des Künstlers höher zu bewerten seien als die Erzählung der Geschichte des Bildnisses im Laufe der Jahrhunderte, zu der dann eben auch die massiven Eingriffe des 20. Jahrhunderts gehören. Begleitet wurde das Fachgespräch von Professor Dr. Gunnar Heydenreich, Restaurator und Kunsthistoriker der Technischen Universität Köln, der im Cranach Digitale Archive eine weltweit einmalige Sammlung von Cranach-Werken digitalisiert und im Zuge dessen bereits unzählige Cranach-Werke technologisch unter die Lupe genommen hat.

Es ist nicht zuviel verraten, dass der Expertenkreis zu keinem abschließenden Ergebnis gekommen ist. Denn es gibt zahlreiche gute Argumente für beide Wege, mit dem Gemälde umzugehen, den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen oder den Status Quo zu belassen. Möglicherweise liegt die Lösung aber auch in einem Kompromiss, der beides berücksichtigt. Spannend ist und bleibt die Geschichte der Gothaer „Salome“ auf jeden Fall. Das zeigte zum Abschluss des Kolloquiums auch der öffentliche Vortrag von Trümper und Heydenreich, der in der Orangerie des Schlosses ein zahlreiches Publikum fand. 

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Kontakt
Dr. Kerstin Löw
Geschäftsstelle „Wege zu Cranach“
Tourismus- und Veranstaltungsbetrieb der Stadt Kronach
Marktplatz 5, 96317 Kronach
Tel. +49 9261 97319 Fax +49 9261 97310
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