Coburg - Kunstsammlung Veste Coburg

Maria mit Kind und Johannesknaben

Schon 1509 rühmte der Wittenberger Universitätsrektor Christoph Scheurl Lucas Cranach d. Ä. als „lieblichen“ Maler. An kaum einem anderen Motiv wird der Liebreiz seiner Werke deutlicher als an seinen Madonnenbildern. Hier ist das Mutter-Kind-Paar durch den Johannesknaben gewissermaßen zu einem Familienbild ergänzt, da Johannes der Vetter von Jesus war. Cranach stellt den mit einem leichten Hemdchen bekleideten Johannes deutlich älter als Jesus dar, der als nacktes Baby auf dem Schoß seiner Mutter sitzt. Auf die Darstellung der Gottesmutter hat Cranach größte Sorgfalt verwendet. Sie sitzt in ruhiger Haltung vor dem detailliert ausgeführten Landschaftsgrund mit einzelnen Bäumen und einer Burganlage. Maria hat ihre ganze Aufmerksamkeit auf ihren kleinen Sohn gerichtet, den sie sanft mit beiden Händen umfasst hält. Ihr Haupt ist leicht zur rechten Schulter geneigt wie um der Zwiesprache der beiden Knaben zu lauschen. Gleichzeitig richtet sie den Blick über den Jesusknaben hinweg zum Betrachter, der als imaginärer Teilhaber zur Schau des göttlichen Kindes eingeladen wird. Ein mildes Lächeln umspielt ihre Lippen, ganz im Gegensatz zu den beiden Knaben, die sich mit ernster Miene anblicken. Dieser Blick lässt sich als Verweis auf die Passion Christi und seinen Opfertod am Kreuz verstehen. Johannes hatte mit den Worten „Ecce Agnus Dei“ („Siehe, das Lamm Gottes“) als erster auf die Rolle von Christus als „Opferlamm“ für die Erlösung der Menschheit hingewiesen.

Mit ihrer fast frontalen Haltung ähnelt Maria einem Thron für den Jesusknaben, den sie als künftigen König der Welt darbietet. Cranach hat die mittelalterliche Bildformel des „Sedes sapientiae“ („Sitz der Weisheit“) modernisiert, indem er Maria nicht als unnahbare Himmelskönigin, sondern liebevolle Mutter darstellt. Die kräftigen Rot- und Blautöne ihres Gewandes verweisen auf ihre Stellung als Himmelskönigin. Mit dem rundlichen Gesicht, dem kleinen Mund und runden Kinn und den leicht gewellten Haaren stellt sie eine typische Cranach-Schönheit dar. Lange um 1530 datiert, verweisen neuere maltechnische Untersuchungen auf eine wesentlich frühere Entstehung um 1514. Auch der feinmalerische Stil spricht neben historisch-theologischen Gründen für ein frühes Datum. Zwar lehnte Luther die Marienverehrung nicht gänzlich ab, doch waren Darstellungen der Gottesmutter nach 1517 weniger gefragt. Leider ist über die Herkunft und Geschichte des Bildes nichts Genaues bekannt. Bevor es im 20. Jahrhundert in Staatbesitz kam, befand es sich wahrscheinlich auf Schloss Tüssling etwa 90 Kilometer östlich von München.

Hier finden Sie dieses Werk:

Kunstsammlung Veste Coburg
Veste Coburg
96450 Coburg

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Eckdaten zum Werk:

Lucas Cranach d. Ä., um 1515-1520, Tempera (und Öl?) auf Holz

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