Erfurt - Angermuseum
Die Legende der hl. Barbara
Es handelt sich um vier Altarflügel, die zu einer Bildfolge montiert wurden. Gezeigt wird die Legende der heiligen Barbara. Jeder Flügel ist vertikal in zwei Felder aufgeteilt. Die Bildfelder zeigen oben und unten jeweils von links nach rechts die Leidensstationen der schönen Märtyrerin aus Nikomedia, die im dritten Jahrhundert bereit war, für ihren christlichen Glauben Folter und Tod auf sich zu nehmen
1. oben: Barbara erklärt ihrem Vater mit zum Gebet gefalteten Händen, dass sie ihren christlichen Glauben nicht aufgeben will.
2. oben: Barbara lässt sich als Zeichen ihrer Zugehörigkeit zum Christentum durch Johannes den Täufer taufen.
3. oben: Barbara lässt während des Baus eines als Gefängnis vorgesehenen Turms ein drittes Fenster einplanen, womit sie sich zur Dreifaltigkeit des christlichen Gottes bekennt.
4. oben: Barbara wird von ihrem Vater an den Haaren aus ihrem Höhlenversteck gezogen, in dem sie sich nach ihrer Flucht aus dem Turm verborgen gehalten hatte.
1. unten: Die gefangen genommene Barbara wird durch vier Kriegsknechte ihrem Richter vorgeführt.
2. unten: Barbara wird im Gefängnis durch den erschienenen Jesus mit der Märtyrerkrone (corona martyrii) geehrt, da sie trotz Folter fest im Glauben geblieben war.
3. unten: Barbara wird gefesselt und mit Reisigruten gegeißelt.
4. unten: Barbara kniet betend und immer noch fest im christlichen Glauben vor dem Hohepriester, während ihr Vater das Schwert erhebt, um sie eigenhändig zu enthaupten.
Linker Flügel (jetzt auf der Rückseite): Der große Mann mit aufgeschlagenem Buch dürfte den ersten christlichen Kaiser Konstantin den Großen (306–337, römischer Kaiser) darstellen, unter dem seit 313 das Christentum erlaubt wurde und der zahlreiche christliche Bauwerke errichten ließ, darunter die Konstantinbasilika sowie den Dom zu Trier. Mit dem von ihm 325 einberufenen Ersten Konzil von Nicäa, gelegen
unweit von Nikomedia, konnte der Grundstein für allgemeingültige christliche Lehrmeinungen gelegt werden.
Rechter Flügel (jetzt auf der Rückseite): Die Heilige Helena (um 250–um 330) starb wie Barbara in Nikomedia, dem heutigen Izmit. Sie war die Mutter Kaiser Konstantins des Großen und die nicht standesgemäße erste Frau des Kaisers Constantius Chlorus, der zeitlebens ein Heide blieb, während Helena sich taufen ließ. Helena soll eine Reise nach Palästina unternommen haben, wo sie unter anderem das vergrabene
Kreuz Christi wiederentdeckte. Dieses Kreuz Christi ist auf dem Flügel verkleinert dargestellt, so dass es nur als das Attribut der Heiligen Helena verstanden werden kann. Auch kann es sich deshalb nicht um eine Marien- oder Annen-Darstellung handeln, bei denen der Gekreuzigte in gleicher Größe dargestellt worden wäre.
Im Dom zu Trier wird die Reliquie des Haupts der heiligen Helena verehrt. In dieser Stadt lebte Helena ab dem Jahr 306 bei ihrem Sohn Konstantin. Die Tafeln sind eng verwandt mit zwei in Dresden aufbewahrten Altarflügeln mit Barbara und Katharina, die um 1516 datiert werden.
Aufgrund ihrer Herkunft aus der brandenburgisch-preußischen Kunstkammer, von wo sie 1879 nach Erfurt überwiesen wurden, und der Verehrung der Barbara als Patronin des Bergbaus wäre ein Zusammenhang
mit dem preußischen Oberbergamt Bonn oder der Stadt Trier denkbar.
Angermuseum
Anger 18
99084 Erfurt
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