Gotha - Herzogliches Museum
Gesetz und Gnade
1529 schuf Cranach d. Ä. die sogenannte Gothaer Fassung des Gesetz und Gnade-Motivs, das auch als Sündenfall bzw. Verdammnis und Erlösung oder Gesetz und Evangelium bezeichnet wird. Ein halb begrünter, halb entlaubter Baum teilt das querrechteckige Bild, wobei der Mensch auf der linken Seite unter dem Gesetz und rechts unter der Gnade gezeigt ist. Auf der Gesetzesseite wird er nackt von Tod und Teufel in das Fegefeuer getrieben. Der angstvoll nach hinten gewandte Blick des mit erhobenen Armen in sein Verderben Rennenden fällt auf vier Propheten, darunter den anhand der Gesetzestafeln zu identifizierenden Moses, welche die Szene nach rechts abschließen. Über der Gruppe ist der Sündenfall des ersten Menschenpaares und rechts daneben die Anbetung der Ehernen Schlange zu sehen. Den oberen Abschluss bildet der auf der Himmelssphäre thronende Weltenrichter. Gegenüber zeigt die rechte Gnadenseite einen zweiten, ebenfalls nackten Menschen, der seine Hände zum Gebet gefaltet hat und aufmerksam dem Zeigegestus des Täufers folgt. Dieser weist auf den Gekreuzigten am rechten Bildrand, zu dessen Füßen das über Tod und Teufel triumphierende Gotteslamm mit der Siegesfahne steht. Hinter dem Kreuz ist die offene Grabeshöhle mit einem gleichfalls geöffneten Sarkophag davor zu erkennen, dem der darüber erscheinende Auferstandene mit der Siegesfahne entstiegen ist. Links davon weitet sich der Bildhintergrund zu einer ausgedehnten Landschaft mit der Anbetung der Hirten.
Eine sechsspaltige Inschrift mit Bibelzitaten findet sich unterhalb des Bildgeschehens angefügt. Deutlich wird hier das Kunstverständnis Luthers spürbar, der Bilder als didaktische Werkzeuge zum Verständnis des Wortes begriff.
Herzogliches Museum
Schlossplatz 1
99867 Gotha
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