Weimar - Herzogin Anna Amalia Bibliothek
Gesetz und Gnade
Das Schema von Gesetz und Gnade stellt ein christliches Lehrbild dar und ist in Leserichtung von links nach rechts aufgebaut, links die Seite des Gesetzes, rechts die der Gnade. Seit der Vertreibung aus dem Paradies lebt der Mensch mit der Sünde, die durch Gottes Gebote definiert ist. Propheten verkünden sie, hier in einer Vierergruppe mit steinernen Gesetzestafeln. Wer jederzeit fürchten muss, zu sündigen, muss verzweifeln. Tod und Teufel treiben so den exemplarischen, nackten Menschen in den Feuerschlund der Verdammnis. Doch aus der Erkenntnis seiner Sündhaftigkeit heraus darf der Mensch auf Gnade durch Christus hoffen. Johannes der Täufer als der letzte Prophet deutet auf dessen von der Sünde erlösenden Tod am Kreuz. Das Lamm Gottes am Fuß des Kreuzes wiederholt die Bedeutung des Opfertodes. Auferstanden aus seinem Grab triumphiert Christus über Tod und Teufel, die er mit einer Lanze niedersticht. Schließlich fährt er zu Gott auf, so dass nur noch seine Füße oben rechts zu sehen sind. Die mehrfache Wiederholung der Darstellung Christi macht deutlich, dass Christus allein die Quelle der Gnade ist und damit der Fixpunkt des Glaubens sein muss.
Das Schema von Gesetz und Gnade wurde vielleicht nicht von Lucas Cranach d. Ä. erfunden, fest steht jedoch, dass die Cranach-Werkstatt die prominenteste Entwicklung des Schemas leistete. In Prag und in Gotha sind heute zwei Versionen überliefert, die 1529 entstanden, die Weimarer Tafel folgte etwas später mit gewissen Abweichungen.
Das Gemälde stammt aus dem Privatbesitz des ehemals regierenden Großherzoglichen Hauses Sachsen-Weimar und Eisenach. 1871 wurde es auf der Wartburg ausgestellt und 1884 an das Großherzogliche Museum nach Weimar ausgeliehen, wo es sich seitdem befand.
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