Weimar - Herzogin Anna Amalia Bibliothek

Martin Luther als Junker Jörg

Nach dem Reichstag zu Worms wurde Luther am 4. Mai 1521 auf der Rückreise scheinbar entführt. Er wurde auf die Wartburg gebracht, wo er das Neue Testament ins Deutsche übersetzte. Im Dezember 1521 reiste Luther kurz incognito nach Wittenberg; erst im März 1522 kehrte er dauerhaft dorthin zurück. Auf der Wartburg lebte er unter der Identität eines niedrigen Adligen und ließ sich, um seine Erscheinung zu verändern, einen Bart wachsen. Für diese Rolle bürgerte sich später die Bezeichnung „Junker Jörg“ ein.

Das Weimarer Gemälde kann ab 1521 entstanden sein, vielleicht auch 1522. Eine kleinere Version, heute im Museum der bildenden Künste in Leipzig, stellt eine weitere Fassung dar. Zeitgleich kursierte 1522 ein Holzschnitt, der den bärtigen Luther als Junker Jörg zeigte. Eine Reihe weiterer Abzüge und Gemälde entstand deutlich später und demonstriert ein wachsendes Bedürfnis, Luther in der Rolle eines Helden der Reformation zu verehren.

In Weimar erscheint das Gemälde erstmals 1818 mit einer Identifikation als Heiliger Franz Xaver. Vermutlich im 17. oder 18. Jahrhundert wurde mit rötlich-ockerfabener Schrift dieser Name auf die Vorderseite notiert. Tatsächlich ähnelt die Darstellung denen des Jesuitenheiligen im 17. Jahrhundert und hatte vielleicht eine produktive Umnutzung für eine Jesuitenkirche erfahren. Eine moderne Kopie wurde über den Jahreswechsel 1982/1983 für die Wartburg angefertigt und schmückt dort die Lutherstube.

Hier finden Sie dieses Werk:

Herzogin Anna Amalia Bibliothek
Platz der Demokratie 1
99423 Weimar

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Eckdaten zum Werk:

Lucas Cranach d. Ä., um 1521–1522, ölhaltige Farben auf Buchenholztafel

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