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05.03.2024
Der Kurfürst und sein Maler
Friedrich der Weise und Lucas Cranach d. Ä. gelten als innovative Vordenker in einer Zeit, die viele Parallelen zur Gegenwart aufweist. Anlässlich des 500. Todestags des Kurfürsten spürt die Städte-Kooperation „Wege zu Cranach“ dem kongenialen Wirken des Mäzens und seines Hofmalers mit neuen Publikationen nach.
Die Renaissance - eine Zeit des Aufbruchs, geprägt von der Medienrevolution des Buchdrucks, der Reformation, dem Bauernkrieg und dem Aufbegehren des „gemeinen Volkes“, aber auch eine Zeit der Entdecker und Gelehrten. Der Humanismus etabliert sich als Geisteshaltung, die den Menschen neu definiert und in den Mittelpunkt von Kunst, Kultur und Wissenschaft rückt. Eine Blütezeit für Gelehrte, Künstler und andere innovative Kräfte. In Deutschland gehören drei bis heute bedeutende Persönlichkeiten zu den wesentlichen Treibern dieser Bewegung: Kurfürst Friedrich III. von Sachsen (1463 - 1525), genannt „der Weise“, der Maler und multitalentierte Unternehmer Lucas Cranach d. Ä. (1472 - 1553) sowie der Augustinermönch und Urheber der Reformation, Martin Luther (1483 - 1546).
Die Lebenswege dieser drei sind auf faszinierende Art und Weise miteinander verwoben. Bis heute ist nicht klar, wo und wann sich Martin Luther und Lucas Cranach kennengelernt haben - möglicherweise spielt aber hier Kurfürst Friedrich der Weise eine entscheidende Rolle. Denn Luther unterrichtet an der Universität, die der Kurfürst in Wittenberg neu gegründet hat. Den seinerzeit vor allem in Humanistenkreisen bekannten Künstler Cranach, ganz ein Mann des Zeitgeists der Renaissance, holt Friedrich der Weise aus Wien als Hofmaler nach Wittenberg. Der ebenso kluge wie reiche Landesfürst und diplomatische Stratege schätzt die herausragenden Fähigkeiten Cranachs insbesondere als Portätmaler und Spezialisten für Druckgrafik. Cranachs innovative Bilderfindungen, seine hochmoderne, serielle Arbeitsweise mit Arbeitsteilung und Teamwork sowie seine Fähigkeiten zur Vervielfältigung durch die Techniken der Druckgrafik nutzt der clevere Landesfürst für sein politisches Marketing und Networking. Der geschickte „Maler-Unternehmer“ Lucas Cranach gewinnt durch seinen einflussreichen und solventen Auftraggeber zunehmend an Bekanntheit, Ansehen, Wohlstand und Einfluss. Die Zusammenarbeit des Wittenberger Fürstenhauses und der Werkstatt Cranachs, unter der Ägide Cranach des Älteren und seines Sohnes, währt mehr als 80 Jahre. Es entstehen zahlreiche Porträts der Fürstenfamilie sowie Holzschnitte, auch mit religiösen Themen und stets mit dem kursächsischen Wappen „gelabelt“. Darüber hinaus entwickelt Cranach eine Art „Corporate Design“ für die Ausstattung von Kirchen und Schlössern im Kurfürstentum. Und Martin Luther? Der Reformator verdankt Cranach nicht nur seine berühmten Porträts, sondern auch als erfolgreiches Marketinginstrument seine schön gestaltete Bibel. Seinem Fürsprecher Friedrich III. verdankt er nicht zuletzt sein Leben.
Buchprojekt beleuchtet Cranach und die Fürsten
„Lucas Cranach und Kurfürst Friedrich zeigen uns heute noch eindrucksvoll, wie man außerhalb eingefahrener Denkmuster Krisenzeiten konstruktiv bewältigen und für Neues nutzen kann“, so Professor Dr. Elke Werner von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Die renommierte Kunsthistorikern gehört zum wissenschaftlichen Beirat der 2011 ins Leben gerufenen Städtekooperation „Wege zu Cranach“. Anlässlich des 500. Todestags Friedrich des Weisen plant die Cranach-Expertin gemeinsam mit einem Team eine Publikation zur facettenreiche Zusammenarbeit des Kurfürsten und seines Malers. Unter dem Titel „Cranach und die Fürsten“ sollen ausgewählte Werke, die Cranach für den Fürsten und sein politisches Netzwerk geschaffen hat und die in den Cranach-Städten zu sehen sind, in Bild und Text vorgestellt werden: darunter Altäre, Porträts, Skulpturen und mehr. Das Buchprojekt wird im Jubiläumsjahr 2025 vorgestellt.
Basis für weitergehende Forschung
Parallel dazu arbeitet Professor Dr. Gunnar Heydenreich am Cologne Institute of Conservation Sciences der Technischen Hochschule Köln an der Fortführung des Cranach Digital Archivs (cda), einer international vernetzten Online-Forschungsplattform. Heydenreich und sein Experten-Team haben bereits rund 2.500 Cranach-Gemälde wissenschaftlich aufgearbeitet und in das Portal eingepflegt. Sie haben damit eine weltweit einmalige Cranach-Plattform geschaffen, die nicht nur Wissenschaftlern, sondern allen Interessierten frei zugänglich ist. Nun soll das umfangreiche digitale Archiv durch die Dokumentation von Zeichnungen und Druckgrafiken aus den Schaffensphasen Lucas Cranachs d. Ä., seines Sohnes und deren Werkstätten ergänzt werden.
„Das Forschungsprojekt setzt sich zum Ziel, die ungefähr 300 Zeichnungen und 600 druckgraphischen Werke in ihren verschiedenen Druckzuständen und Ausgaben erstmals mit Hilfe eines interdisziplinären Ansatzes, der die Felder Kunstgeschichte, Kunsttechnologie, Konservierungswissenschaft und Informatik vereint, wissenschaftlich zu untersuchen, systematisch zu erschließen und öffentlich zu machen. Das cda liefert damit die solide Grundlage für weitere Forschungsaktivitäten rund um Cranach“, so Heydenreich.
Altmeisterliche Kunst modern vermittelt
„Ergänzt wird die wissenschaftliche Arbeit durch den Relaunch unserer Homepage sowie durch ein Magazin, mit der wir die Künstlerpersönlichkeit Cranach sowie sein Schaffen zeitgemäß präsentieren“, berichtet die Geschäftsführerin der Städtekooperation „Wege zur Cranach“, Dr. Kerstin Löw. „Cranach ist moderner denn je und seine innovativen Ansätze in Produktion und Bildsprache beeinflussen Künstlerinnen und Künstler bis heute. Mit unserem neuen Magazin unterstreichen wir die zeitlose Aktualität dieses Ausnahmekünstlers.“ Löw weiter: „Wir zeigen, welche Kunstobjekte in den verschiedenen Cranach-Städten zu sehen sind und wollen einfach Lust darauf machen, diese zu entdecken. Wir zeichnen die prägenden Stationen in der spannenden Biografie Cranachs von seiner Geburt, seine Familie, seine Werkstatt und sein Werk, sein Leben und seinen Tod nach. Cranach ist Sinnlichkeit pur. Und so ist auch dieses Magazin ein durch und durch sinnliches Erlebnis, das auch ein jüngeres Publik ansprechen wird.“ Publikationen, Magazin und Homepage schlagen gemeinsam eine gelungene Brücke zwischen Touristik und Kunstwissenschaft aber auch zwischen altmeisterlicher Kunst und zeitgemäßer Kunstvermittlung. „Denn die ‚Wege zu Cranach’ sind vor allem neue Wege. Und Cranach - das ist ein ungeheurer Schatz mit vielen spannenden Antworten auf Fragen, die uns auch heute noch bewegen. Und den wollen wir gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern aus den Cranach-Städten und dem wissenschaftlichen Team heben“, so Löw.
Die Städtekooperation „Wege zu Cranach“: Im Zentrum der Initiative stehen die Cranach-Städte Aschaffenburg, Coburg, Nürnberg, Lutherstadt Wittenberg, Dessau-Roßlau, Meißen, Neustadt a. d. Orla, Gotha, Erfurt, Schneeberg, Eisenach, Weimar, Torgau sowie Kronach. Die „Wege zu Cranach“ bieten eine Plattform für Forschung, Zusammenarbeit, Austausch und Wissenstransfer - aber auch dafür, Cranach an seinen originalen Wirkungsstätten als vielseitigen und erfolgreichen Künstler einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen.
Kontakt
Dr. Kerstin Löw
Geschäftsstelle „Wege zu Cranach“
Tourismus- und Veranstaltungsbetrieb der Stadt Kronach
Marktplatz 5, 96317 Kronach
Tel. +49 9261 97319 / Fax +49 9261 97310
kerstin.loew@stadt-kronach.de
Pressekontakt
Sabine Raithel PR
M: +49 171 4113009
sabine.raithel@raithel-pr.de