Cranach gestaltet das politische Zentrum der Reformation

Die ehemalige Residenzstadt an der Elbe blickt zurück auf eine 1050-jährige Geschichte. Im 16. Jahrhundert entwickelte sich ein prächtiges Stadtzentrum - das bis heute eindrucksvoll erhaltene größte Flächendenkmal der Renaissance. Schloss Hartenfels kündet vom Ruhm des politischen Zentrums der Reformation; schon im 16. Jahrhundert auf Tafelgemälden, die noch heute in Wien, Madrid und Cleveland zu bewundern sind.

Einzigartiges Zeugnis der ruhmreichen Vergangenheit sind nicht nur der Große Wendelstein, sondern auch die erhaltenen Wandmalereien, die der Cranach-Werkstatt zugeschrieben werden konnten. Deren Mitwirkung ist u. a. für den berühmten Groteskenfries in der Spiegelstube belegt. Besonders eindrucksvoll sind zudem die Befunde in den Kurfürstlichen Gemächern und in der Schlosskapelle, die bekanntlich als erster und einziger protestantischer Kirchenneubau durch Martin Luther selbst 1544 eingeweiht worden war.

Torgau steht wie kein zweiter Ort für das Wirken Cranachs als Universalgenie und Unternehmer. Neben dem Wirken an der Residenz von Johann Friedrich dem Großmütigen, der als Leitfigur der Evangelischen Stände gilt, sind hier auch zahlreiche Werke aus vorreformatorischer Zeit – teilweise in situ – erhalten. Prominentestes Beispiel ist zweifelsohne das Werk „Die 14 Nothelfer“ in der Torgauer Stadtkirche St. Marien am Grabmal der Herzogin Sophie von Mecklenburg zu sehen. Das Gemälde, das um 1507 von Lucas Cranach d. Ä. angefertigt wurde, war Teil eines Altars zum Gedächtnis der Gemahlin von Johann dem Beständigen und Mutter des späteren Kurfürsten Johann Friedrich der Großmütige.

Im Torgauer Stadtmuseum befindet sich eine Altartafel des Hl. Nikolaus, die um 1515 in der Cranach-Werkstatt entstanden ist und die aus der ehemaligen Torgauer Klosterkirche stammt. Nachdem sie im 2. Weltkrieg verschollen war, konnte sie 2009 nach Torgau zurückgeholt werden. 2022 kehrte auch die Rückseite der Tafel mit der Abbildung des Heiligen Rochus ins Torgauer Stadtmuseum zurück. Ein weiteres Werk aus der Cranach-Schule, das hier präsentiert wird, ist Die Kreuzigung. Das kleinformatige Tafelgemälde entstand um 1520 – 1535. Es gelangte später in die Dorfkirche Colm und wird seit 2016 in Torgau gezeigt.

Neben Wittenberg und dem Jagdschloss Lochau (heute Annaburg) war Schloss Hartenfels in Torgau ohne Zweifel der Ort, wo Cranach d. Ä. mit Unterstützung seiner Werkstatt am häufigsten tätig war. Zahlreiche Aufenthalte sind belegt, und nicht nur Schloss Hartenfels als oft verwendetes Bildmotiv, sondern auch unzählige archivalische Dokumente stellen eine Verbindung zwischen der Cranach-Werkstatt in Wittenberg und der Torgauer Residenz her.